Immer mehr Unternehmen sehen sich heute mit Cyberangriffen konfrontiert. Kein Wunder, werden doch alle Prozesse immer digitaler und damit auch angreifbarer. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um ein kleines oder mittleres Unternehmen oder einen Großkonzern handelt – auch ganze Kommunen sind betroffen. Vielmehr werden KMU sogar häufiger angegriffen, einfach, weil sie nicht gut genug auf Cyberangriffe vorbereitet sind. Doch hier müssen gar nicht unbedingt die großen und vor allem teuren Geschütze aufgefahren werden. Zwar sind Maßnahmen wie Firewalls und eine Cyberversicherung natürlich wichtig, das größte Sicherheitsrisiko in einem Unternehmen stellen jedoch die Mitarbeitenden dar. Diese zu sensibilisieren und mit Awareness-Schulungen für die Cybersicherheit auf Risiken und Schwachstellen aufmerksam zu machen, sollte daher höchste Priorität haben.
Die Bedrohungslage durch Cybercrime wächst. 2023 betrug der Gesamtschaden auf die deutsche Wirtschaft durch Cyberangriffe wie Datendiebstahl, Industriespionage und Sabotage etwa 206 Mrd. €, so die bitkom. Ein Anstieg von 295,9 % innerhalb von nur sieben Jahren. Das ist vor allem der größeren Angriffsfläche durch die fortschreitende Digitalisierung geschuldet. Denn bei allen Vorteilen, die diese Unternehmen wie Mitarbeitenden bietet, schafft sie auch Möglichkeiten für Cyberkriminelle, an wichtige Daten zu gelangen. Immerhin bei 70 % der betroffenen Unternehmen wurden sensible Daten gestohlen. Dabei kommen die meisten Angriffe aus Ländern wie Russland und China.
Unternehmen sehen sich durch die Gefahr von Cyberangriffen in ihrer Existenz bedroht. Es ist daher wichtig, Hackern durch die nötigen Schutzmaßnahmen wie eine Firewall zuvorzukommen. Auch der Abschluss einer Cyberversicherung ist in den meisten Fällen sinnvoll. Da in den meisten Fällen von Datendiebstahl persönliche Daten von Kunden oder die von Mitarbeitern betroffen sind, ist die Schulung von Mitarbeitern unerlässlich.
Sicherheitsfaktor Mensch
Sie wissen selbst oft gar nicht, welchen Einfluss sie auf die Cybersicherheit eines Unternehmens haben können. Diese Unachtsamkeit kann schnell zu einem Sicherheitsrisiko werden. Ein Laptop, der in einem öffentlichen und damit unsicheren WLAN genutzt wird, ein Passwort, das sie bei mehreren Websites einsetzen oder das persönliche Informationen enthält, oder ein angeklickter Phishing Link, der nicht rechtzeitig als solcher erkannt wird. Die Möglichkeiten für Kriminelle, tagtägliche menschliche Fahrlässigkeiten auszunutzen, sind schier unendlich. In der IT-Sicherheit spielen daher nicht nur technische Schwachstellen, sondern vor allem auch der Faktor Mensch eine zentrale Rolle.
Hybrides Arbeiten kann ein Sicherheitsfaktor sein
Längst nutzen und verarbeiten Mitarbeitende die Unternehmensdaten nicht mehr ausschließlich in dessen eigenem Netzwerk. Hybrides und mobiles Arbeiten hat sich als neuer Alltag etabliert und das hat viele Vorteile: Es fördert die Work-Life-Balance, kann die Produktivität steigern und ermöglicht Unternehmen, Talente unabhängig von deren geografischer Lage einzustellen. Doch mit diesen Vorteilen gehen auch signifikante Sicherheitsrisiken einher, die Cyberangriffe begünstigen können.
Mitarbeiter verbinden sich zum Beispiel häufiger über unsichere Netzwerke, wie öffentliches WLAN, auf Firmendaten und -systeme. Das kann es Angreifern erleichtern, Zugriff auf sensible Informationen zu erlangen. Auch die Sicherheitsmaßnahmen des Unternehmens lassen sich hier nicht so leicht nutzen: In einer Büroumgebung können IT-Abteilungen Sicherheitsprotokolle wie Firewalls, Netzwerküberwachung und Endpunktschutz kontrollieren und durchsetzen. Bei hybrider und mobiler Arbeit sind die Geräte und Netzwerke jedoch diversifizierter und oft außerhalb der direkten Kontrolle der IT-Abteilung, was konsistente Sicherheitsmaßnahmen erschwert.
Zudem geben einige Unternehmen auch ihren externen Mitarbeitern Zugriff auch interne Daten. Diese nutzen aber ihre persönlichen Geräte, welche nicht immer auf dem neusten Stand der Sicherheitssoftware sind. Das kann eine Schwachstelle und damit ein Risiko für die Unternehmensdaten darstellen. Ebenso können die Geräte – ob vom Unternehmen gestellt oder persönlich – natürlich leichter entwendet oder verloren werden. Angreifer haben so leicht Zugang zu sensiblen Informationen.
Social Engineering nutzt die menschliche Schwachstelle
Eine häufig von Cyberkriminellen genutzte Technik, um an persönliche oder an Unternehmensdaten zu gelangen oder auch Überweisungen zu erzwingen, ist das Social Engineering. Dabei wird die Menschlichkeit als Sicherheitsfaktor – und damit Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Angst oder Autoritätsrespekt – gezielt ausgenutzt und zur Manipulation verwendet. Die Kriminellen täuschen dabei eine Rolle vor, eine persönliche Beziehung, ein Unternehmen wie Paypal oder Facebook oder eine Position von Autorität, wie die der Polizei. Auch die Mail vom Chef oder dem Systemadministrator, welcher um ein Passwort zur Behebung eines Systemfehlers bittet, kann eigentlich von einem Cyberkriminellen kommen.
Betroffene, die auf die Täuschung reinfallen, handeln in solchen Fällen in der Absicht, etwas Sinnvolles oder Hilfreiches zu tun. Einer Freundin weiterzuhelfen, eine vergessene Rechnung zu begleichen oder gar die Sicherheit eines Systems zu erhöhen. Tatsächlich erreichen sie aber genau das Gegenteil, wenn sie dem Täter wichtige Informationen in die Hände spielen oder ein ansonsten gut geschütztes Unternehmensnetzwerk zum Angriffsziel machen. Gern genutzte Mittel, um die ausgewählten Opfer anzusprechen, sind die E-Mail-Kommunikation oder etwa Nachrichten auf Social Media. Die digitalen Kanäle ermöglichen es Cyberkriminellen ihr Gegenüber leichter zu täuschen, da sie ihnen nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen.
Phishing
Phishing ist wohl die bekannteste Form des Social Engineering und heute wohl den meisten Menschen, die regelmäßig im Internet unterwegs sind, ein Begriff. Und es ist mit 31 % die am meisten verwendete Art der Cyberattacke, so die bitkom, gefolgt von Angriffen auf Passwörter und der Infizierung mit Schadsoftware. Dabei erhalten Betroffene von den Angreifern eine E-Mail, in der sie dazu gebracht werden sollen auf einen Link zu klicken und auf der Zielseite Passwörter oder Anmeldeinformationen einzugeben. Anhand dessen können die Angreifer schließlich großen Schaden verursachen. Gezielter ist das sogenannte Spear Phishing, bei dem eine vorherige Recherche die sonst in Massen ausgesendeten Mails auf eine bestimmte Zielgruppe oder sogar einzelne Personen zuschneiden kann und so die „Trefferquote“ der Kriminellen erhöht.
Bewusstsein schützt vor Angriffen
Um sich vor Angriffen zu schützen, sollte man allem voran über die Gefahr von Cyberangriffen, Social Engineering und Phishing Bescheid wissen – auf der Arbeit und privat. Das bedeutet nicht nur, einen Phishing Link als solchen zu erkennen und immer die Absenderadresse einer E-Mail auf ihre Authentizität zu überprüfen, sondern auch im Blick zu behalten, was man zum Beispiel auf seinen Social Media Kanälen teilt. Ist das Profil öffentlich und man teilt etwa Informationen über den Arbeitgeber, dann kann das schnell zu einem Angriffspunkt für Cyberkriminelle werden. Mit solchen Anhaltspunkten könnten sich diese zum Beispiel als Vorgesetzter ausgeben und in dieser Rolle sensible Daten einfordern.
Awareness-Schulungen als essenzielle Schutzmaßnahme
Um die menschliche Schwachstelle in der IT-Sicherheit anzugehen und Mitarbeitende umfassend über mögliche Fehler und Angriffspunkte aufzuklären, sind Awareness-Schulungen ein bewährtes Mittel. Dieses lässt sich auch auf die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen, denn es gibt verschiede Lösungen für solche Fortbildungen, von physischen Vorträgen und Workshops, bis hin zu Webinaren, Online-Kursen und Lernplattformen.
Präsenzlösungen – Vorträge und Workshops
Eine naheliegende Option sind zunächst einmal Live-Schulungen und Workshops. Dabei kann ein interner oder externer Experte den Angestellten eines Unternehmens in der Gruppe gängige Methoden von Cyberkriminellen aufzeigen und sie für den vorsichtigen Umgang mit Unternehmensdaten sensibilisieren. Diese Vorträge sind besonders effektiv, um komplexere Themen zu behandeln, Diskussionen zu fördern und spezifische Fragen der Teilnehmer schnell zu beantworten. Präsenzveranstaltungen können auch Rollenspiele und Gruppenübungen umfassen, um praktische Erfahrungen zu sammeln.
Online-Lösungen – Webinare, Kurse, Lernplattformen
Diese Option ist ideal für Firmen mit vielen Mitarbeitern an verschiedenen Standorten oder für solche, die viele hybrid arbeitende Angestellte oder Freelancer haben. Hier können zum einen Webinare in Echtzeit durchgeführt werden, bei denen die Teilnehmenden Fragen stellen können und Feedback erhalten. Diese lassen sich jedoch auch in Form einer Aufzeichnung später erneut ansehen, um Mitarbeiter, die nicht vor Ort sein konnten, zu briefen, oder bereits Erlerntes wieder aufzufrischen.
Spielerische Elemente wie Punktesysteme, Abzeichen und Ranglisten können das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter erhöhen. Gamifizierte Lernplattformen machen das Lernen über Cyber-Sicherheit interaktiv und unterhaltsam und können den Wettbewerbsgeist fördern.
Simulationen
Phishing-Simulationen sind eine interaktive Form der Schulung, bei der Mitarbeiter gefälschte Phishing-E-Mails erhalten. Ziel ist es dabei, das Bewusstsein für die Merkmale von Phishing-Angriffen zu schärfen und zu lernen, wie man sie sicher identifiziert und meldet. Feedback und Schulungen werden angeboten, wenn Mitarbeiter auf eine Simulation hereinfallen, um Lernmöglichkeiten zu schaffen.
Können Mitarbeiter das Gelernte in ihrem Arbeitsalltag umsetzen, sind sie sozusagen die erste Verteidigungslinie gegen Cyberangriffe. Wichtig ist, dass Awareness-Schulungen fortlaufend durchgeführt werden, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer auf dem neusten Stand zu halten. So bleiben sie eine effiziente und proaktive Möglichkeit für Unternehmen, das Risiko von Datenverletzungen zu minimieren und sich vor der ständig wachsenden Bedrohung durch Cyberangriffe zu schützen. Updates, Sicherheitsvorfälle, Best Practices oder Reminder zu Maßnahmen der Cybersicherheit können die Unternehmen ihren Mitarbeitern dann zum Beispiel auch als Newsletter schicken, um das Gelernte weiter im Blick zu haben.
Awareness-Schulungen können langfristig Kosten senken
Awareness-Schulungen und die Einstellungen von Experten zur Schulung von Mitarbeitenden sind zwar erst einmal ein Investment, das Unternehmen tätigen müssen, langfristig aber sparen sie hier Kosten ein. Denn wissen die Mitarbeitenden über die Bedrohung Bescheid und außerdem, wie sie Fallstricke erkennen und umgehen können, werden Unternehmen seltener zum Opfer von Sicherheitslecks. Und jede verhinderte Sicherheitsverletzung spart potenziell hohe Kosten, die durch Datenverlust, Systemausfälle und die Wiederherstellung kompromittierter Systeme entstehen würden. Die Verletzung von Datenschutzgesetzen kann rechtliche und finanzielle Folgen haben. Geschulte Mitarbeiter können solche Verstöße verhindern und sensible Kunden- und Unternehmensdaten schützen. Das würdigen auch Cyberversicherungen, die bei angemessener IT-Sicherheit – und dazu gehört die Fortbildung der Mitarbeiter – die Preise für ihre Policen anpassen. Und nicht zuletzt leidet der Ruf eines Unternehmens, wenn ein Datenleck bzw. ein Cyberangriff öffentlich wird. Das kann zu langfristigen Umsatzeinbußen führen.
Fazit
Awareness-Schulungen sind eine zentrale und wirkungsvolle Verteidigungsstrategie gegen Cyberangriffe und damit unverzichtbar für jedes Unternehmen, das sich in der digitalisierten Welt sicher bewegen möchte. Indem sie die größte Schwachstelle – den menschlichen Faktor – stärken, tragen sie effektiv dazu bei, die immer komplexer werdenden Cyberbedrohungen abzuwehren. Sie ermöglichen es den Mitarbeitern, Sicherheitsrisiken im Alltag zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Das minimiert nicht nur das Risiko von Datenverlusten und Systemausfällen, sondern stellt auch die Einhaltung von Datenschutzgesetzen sicher und schützt die Unternehmensreputation. Durch die Vermeidung von Sicherheitsvorfällen können Awareness-Schulungen langfristig erhebliche Kosten einsparen und somit einen maßgeblichen Beitrag zur Sicherheit und zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens leisten.